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Freitag, 08.04.2016
Neue Mehrfamilienhäuser verbrauchen zu viel Wärmeenergie
Neue Mehrfamilienhäuser verbrauchen zu viel Wärmeenergie Der Schweizerische Verband für Wärme- und Wasserkostenabrechnung SVW hat den Energieverbrauch in Mehrfamilienhaus-Neubauten untersucht. Unter MFH-Neubauten verstehen sich dabei Bauten ab 5 Bezügern, welche dem Baustandard Minergie oder nach den Mustervorschriften der Kantone (MuKEn, Version 2008) erstellt wurden.

Bei der Studie wurde der Verbrauch an Heizenergie in 121 Gebäuden über mehrere Heizperioden ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass die MFH-Neubauten die Planungswerte im Heizenergieverbrauch um durchschnittlich 34% überschreiten. Ein Drittel der Bauten liegt um den Zielwert, ein weiteres Drittel liegt deutlich über dem Sollwert (bis +40%) und das extremste Drittel verbraucht bis zum Doppelten.

 

 Verbrauchsabhängige Abrechnung dämpft negatives Ergebnis
Die Studie umfasst ausschliesslich Gebäude, bei denen eine verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung erstellt wird. Der Wohnungsnutzer hat dadurch einen Sparanreiz, welcher sich mit einer Verbrauchsreduktion um durchschnittlich 20% auswirkt, wie zahlreiche Studien belegen (u.a. Technische Universität Dresden, Januar 2013). Korrigiert man die Ergebnisse um diesen Faktor, erhöht sich der Energieverbrauch sogar um 68% gegenüber den Planwerten.

Verschwendungspotential trotz modernster Technik
Die untersuchten Minergiebauten haben einen Planwert von 3.8 Litern Heizöläquivalenten pro Quadratmeter Energiebezugsfläche. Der effektive Verbrauch liegt jedoch bei 4.94 Litern, respektive einer Überschreitung um 30%. Ohne verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung würde dieser Wert tendenziell sogar bei 63% liegen. Bei den Bauten, welche nach MuKEn 2008 erstellt wurden liegt der Planwert bei durchschnittlich 4.8 Litern Heizöl / m2. Der effektive Verbrauch liegt auch bei diesen Bauten um 40%, ohne VHKA sogar um 75% höher. Die Detailzahlen zeigen, dass der individuelle Verbrauch vergleichbarer Objekte sehr unterschiedlich ist. Bei der Raumheizung liegt die Spreizung zwischen bewusstem und unbewusstem Umgang bei Faktor 1:4. Beim Verbrauch von Warmwasser liegt dieser Faktor sogar bei 1:8. Die Ergebnisse zeigen, dass eine noch bessere Information der Verbraucher zu einem bewussteren Umgang führen kann. Eine Untersuchung der RWTH, Aachen aus dem Jahre 2014 hat z.B. belegt, dass unterjährige Verbrauchsinformationen zu weiteren 7-12% Energieeinsparungen führen. Im Weiteren zeigt sich, dass in zahlreichen Bauten einzelne Bezüger bis zum dreifachen der Energie beziehen, welche die Planwerte vorsehen!

Faktor Mensch erfolgsentscheidend
Fazit: Moderne Mehrfamilienhäuser schöpfen ihr Energiesparpotential viel zu wenig aus. Der Faktor Mensch wird bei der Installation, dem Betrieb und bei der Nutzung zum Effizienzkiller. Durch eine bessere Abstimmung und Einstellung des Heizsystems könnten „Überversorgungen“ vermieden und die Zielwerte deutlich besser erreicht werden. Und letztlich ist es wichtig, den Verbraucher in die Effizienzbemühungen einzubeziehen, da auch das bestisolierte Gebäude bei offenem Fenster nach draussen heizt.

 


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